Über 300 Gäste nahmen am 29. September am ökumenischen Erntedankfest in der Reithalle zu Schloss Lauersfort teil. Pfarrerin Kirsten Wegmann hielt die Predigt über eine beliebte Frucht, dem Apfel, die hier in leicht gekürzter Form wiedergegeben wird:
Vieles muss zusammenkommen, damit am Ende ein schöner, leckerer und sogar gesunder Apfel entsteht. Ein Baum muss gepflanzt werden, am richtigen Standort, mit gutem Boden. Es braucht Wärme und Licht, Wasser und die Nähstoffe aus dem Boden. Alles in der richtigen Kombination. Nicht nur beim Apfel, sondern auch bei einer Kartoffel – beide zusammen ergeben übrigens ein Gericht, in dem menschlicher und göttlicher Sphäre zusammentreffen, wie jede/r Niederrheinerin weiß: „Himmel und Erde“. Und wie traurig ist es, wenn ein solches kleines Wunder und großes Geschenk angebissen und weggeworfen wird: Ist ja nur ein Apfel!
Als gläubige Menschen sagen wir: Gott fügt das alles zusammen. Gott, der diese Welt so geschaffen hat, dass wir auf ihr und von ihr leben können. Gottes Beitrag ist der Segen, das besondere Extra, das er schenkt und das in den Kreisläufen und Abläufen der Natur zu erkennen ist: „Solange die Erde besteht, werden nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ So beschreibt es der Abschluss der Sintflutgeschichte in 1. Mose 8,22.
Doch (leider) denken wir oft, wir sind schlauer als Gott und könnten alles noch besser machen. Und haben, durchaus auch mit guten Gründen (Ernährungssicherheit für immer mehr Menschen), immer wieder in diese Kreisläufe und Abläufe der Natur eingegriffen. Das Problem: Wer in einem solchen abgestimmten System an einem kleinen Schräubchen dreht, kann nicht erkennen, was das am Ende auslöst.
Heute wissen wir: Manches hätten wir besser nicht getan! Und müssen mit den deutlichen Folgen leben. Im Fernsehen gab es in dieser Wochen einen Bericht, dass die Äpfel im Alten Land, einer klassischen Obstanbauregion, in diesem Sommer oft Sonnenbrand hatten, weil es so heiß war….
Und schon vor 80 Jahren (1946) stritten die Agrarwissenschaftler William Vogt und Norman Borlaug darum, ob es besser sei, die ökologische Vielfalt zu bewahren, sich eher pflanzenbasiert zu ernähren und wenig Fleisch zu essen oder ob immer weiter verbesserte, effiziente Getreidezüchtungen, mit denen auch industrielle Tierproduktion (Futtergetreide) möglich ist, der richtige Weg für die Zukunft seien.
Damals setzten sich die Anhänger der „Supergetreide-Züchtungen“ durch. Heute sehen wir, was diese Entscheidung nach sich zieht: Ausgelaugte, versalzte Böden bei gleichzeitig Überdüngung, Schädlingsbefall, Abhängigkeit der Bauern vom Saatgut und Pflanzenschutzmitteln, Artenschwund und vieles mehr.
All das wissen wir – und tun uns doch so schwer, unsere täglichen Gewohnheiten zu verändern und, ja, zu verzichten. Ohne das wird es nicht gehen, wenn es wieder besser werden soll und Gottes Versprechen der Kreisläufe des Lebens und der Natur greifen. Ideen und Gedanken dazu gibt es ja schon viele – aber sie müssen halt umgesetzt werden. Und da sind Sie und ich gefragt. Ein Apfel mag dabei Gedächtnisstütze sein: Dieses kleine Wunder – und große Geschenk.
Amen.